Samstag, 4. Juli 2020

Mit Meister Eckhart auf Gottsuche


Eckhart von Hochheim wurde um 1260 in Thüringen geboren und zählte um 1300 zu den fähigsten Persönlichkeiten des damals aufstrebenden Dominikanerordens. Er war Ordensoberer, Philosoph, Seelsorger und Gotteslehrer und wirkte an verschiedenen Orten Europas. 1293 und 1302 wurde er nach Paris an die damals bedeutendste Universität des Abendlandes berufen und lehrte am Lehrstuhl der Dominikaner mit dem Anspruch, „die Lehren des heiligen christlichen Glaubens und der Schrift beider Testamente mit Hilfe der Vernunftgründe der Philosophen auszulegen.“ (Ruh, 1985, S. 75) Der Nachwelt gilt Eckhart weniger als Philosoph denn als Mystiker, und das, obwohl er nie von ekstatischen Erlebnissen berichtete oder sich auf Visionen berief. Nimmt man eine Sammlung Eckharts deutscher Predigten zur Hand, so beeindruckt einerseits seine bildreich-kraftvolle Sprache, andererseits erscheint manches Ausgesagte als rätselhaft und unverständlich. Dass er es seinen Zuhörern nicht immer leicht machte, war Meister Eckhart bewusst: „Wer diese Rede nicht versteht, der bekümmere sein Herz deswegen nicht. Denn so lange der Mensch nicht dieser Wahrheit gleich ist, so lange wird er diese Rede nicht verstehen; denn dies ist eine unverhüllte Wahrheit, die da ohne Vermittelndes aus dem Herzen Gottes gekommen ist.“ (Predigt 52) Zwischen Eckhart und uns liegen sieben Jahrhunderte, dennoch mutet sein Denken modern an. Insbesondere fasziniert die Nähe, die Eckhart zwischen Gott und uns Menschen herstellt. 

Eckharts Gottesverständnis 

Eckharts Denken hat seinen Ausgangspunkt nicht in der mannigfaltigen, raum-zeitlichen Welt, sondern für ihn ist der Dreh- und Angelpunkt der überzeitlich-geistige eine und einfaltige Gott – der dreifaltige ist bei Eckhart sekundär. Dieser nicht definierbare und nicht bestimmbare Gott existiert als der namenlose „Ich-bin-der-ich-bin“-Gott in völliger Unabhängigkeit und Unerkennbarkeit für sich im Verborgenen. Sein Kennzeichen ist die Ununterschiedenheit: „Gottes Gottheit liegt daran, dass er von allen Dingen ungetrennt ist.“ (Predigt 77) Über diesen „deus absconditus“, den verborgenen Gott, sagt Meister Eckhart:

„Vernunft ist der Tempel Gottes. Nirgends wohnt Gott eigentlicher, als in seinem Tempel, in der Vernunft, wie jener andere Meister sagte: Gott sei eine Vernunft, die da lebt im Erkennen einzig ihrer selbst, nur in sich selbst verharrend dort, wo ihn nie etwas berührt hat; denn da ist er allein in seiner Stille. Gott erkennt im Erkennen seiner selbst sich selbst in sich selbst.“
(Eckhart, zit. nach Jung, 2010, S. 115)


„Jener andere Meister“, das ist einer der nicht-christlichen Autoren des vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammenden „Buch der 24 Philosophen“ (vgl. Flasch 2010, S.176), auf das sich Eckhart immer wieder bezieht. Spruch 20 - des anderen Meisters - lautet: „Gott ist das einzige Wesen, dessen Leben in seiner Selbsterkenntnis besteht". Während sich menschliche Selbsterkenntnis vielfältigen Kontakten mit anderen Menschen und Erfahrungen mit und in der Welt verdankt, besteht Gottes Autarkie darin, „sein erfülltes Leben einzig in der Erkenntnis seiner selbst zu führen. Darin hat, darin ist er alle Weltinhalte. Aber er ist sie auf seine, auf intellektuelle Weise.“ (Flasch, 2017, S. 25)

Die Gottheit allerdings verbleibt nicht in beziehungsloser Abgeschiedenheit, sondern quillt über in eine „creatio continua“, eine sich ununterbrochen fortsetzende Schöpfung.
„Gott wird (‚Gott‘), wo alle Kreaturen Gott aussprechen: da wird ,Gott'. Als ich (noch) im Grunde, im Boden, im Strom und Quell der Gottheit stand, da fragte mich niemand, wohin ich wollte oder was ich täte: da war niemand, der mich gefragt hätte. Als ich (aber) ausfloss, da sprachen alle Kreaturen: ‚Gott'!“ (Predigt 109)

Im Zentrum dieses Zitates steht die wichtige Eckhart’sche Unterscheidung von Gott und Gottheit. Der Quellgrund ist die Gottheit, von der Eckhart metaphorisch als Stille, Einöde oder Wüste spricht. Im Ausfließen oder Überfließen des Lebensquells wird die Gottheit zum ‚Wort Gottes‘ – Johannes: „Am Anfang war das Wort“ -, das sich mitteilt und sich als Schöpfergott in ein Beziehungs- und Entwicklungsgeschehen hineinbegibt.

„So wahr der Vater in seiner einfaltigen Natur seinen Sohn [...] gebiert, so wahr gebiert er ihn im Innigsten des Geistes, und dies ist die innere Welt. Hier ist Gottes Grund mein Grund und mein Grund Gottes Grund. Wer in diesen Grund je für einen Augenblick hineinschaute, diesem Menschen sind tausend Mark roten, geprägten Goldes wie ein falscher Heller.“ (Predigt 5b)

Im vorstehenden Zitat taucht das Eckhart’sche Schlüsselwort „Gebären“ auf, das wie die gleichbedeutende Metapher „Zeugung“ eine Hervorbringung meint (generatio). Das große Glaubensbekenntnis benennt Jesus Christus als Gottes eingeborenen Sohn, der gezeugt und nicht geschaffen worden sei. Während das Schaffen nach dem Muster des handwerklichen Herstellens erfolgt, vollzieht sich das Gebären gemäß dem Vorgang des sich ausbreitenden Lichtes oder so, wie sich eine Art über Zeugung und Geburt fortpflanzt. In die Ausfaltung der Gottheit zum dreieinigen Gott ist der Mensch von Anfang an mit hineingenommen. Denn für Eckhart beschränkt sich die Geburt Gottes nicht auf das einmalige Ereignis in Bethlehem, sondern Gottesgeburt kann sich im Grund der Seele eines jeden Menschen ereignen. 

„Es ist Gott wertvoller, dass er geistigerweise geboren werde von einer jeglichen Jungfrau, oder von einer jeglichen guten Seele, denn dass er von Maria leiblich geboren wurde. Darunter ist zu verstehen, dass wir ein einziger Sohn sind, den der Vater ewiglich geboren hat. Als der Vater alle Geschöpfe gebar, da gebar er mich, und ich floss aus mit allen Kreaturen und blieb dennoch drinnen im Vater.“ (Predigt 22) 

Eckharts weiselose Gottheit unterscheidet sich von nichts und hat daher keinerlei Gegenüber. Sie ist als Anfang und Ende, Sein und Einheit, Gerechtigkeit und Weisheit allumfassend. Erst mit der Schöpfung wird die Gottheit zu Gott, der sich durch seine Menschwerdung offenbart und der Menschheit durch Jesus Christus die frohe Botschaft übermittelt. Das singuläre Weihnachtsereignis steht für die bleibende Gegenwart Gottes als fortzeugendes Wort, das dem Weltgeschehen Sinn gibt und jedem Menschen im verborgenen Seelenfunken nah ist. Alles, was Gott tut, zielt darauf ab, „dass Gott geboren werde in der Seele, und die Seele in Gott geboren werde." (Predigt 38)

Die zwei Naturen des Menschen

Der Mensch ist sowohl leibliches wie auch geistiges Wesen. Als Geschöpf Gottes reiht er sich in die beseelte Welt ein. Zu der Zeit, als Meister Eckhart lebte, war Aristoteles die zentrale philosophische Bezugsgröße. Dieser ordnete den Pflanzen eine vegetative, den Tieren eine animalische und dem Menschen eine vernünftige Seele zu. Auf den unteren Seelenstufen aufbauend ist für den Menschen das vernunftgeleitete Denken charakteristisch, das sich im menschlichen Geist zum Denken des Denkens aufschwingen kann und damit auf Göttliches verweist.
Vegetatives und animalisches sowie das intellektuelle Seelenvermögen dienen der Entwicklung und Selbstverwirklichung des äußeren Menschen. Dieser ist ein geschaffenes Wesen, das körperlich ist und über fünf Sinne verfügt, in einer vielgestaltigen Welt lebt und der Zeitlichkeit unterworfen ist. (vgl. Predigt 13) Zum inneren Menschen kann das Individuum gelangen, indem es sich bewusst nach innen wendet und von nach außen gerichteten Sinnesaktivitäten Abstand nimmt. Modern würde man diese Vorgehensweise ›sensorische Deprivation‹ nennen (vgl. Achtner, 2015, S. 97), Eckhart spricht von „Ledig-Sein“ des Gemüts oder „Abgeschiedenheit“ als Loslösung von äußeren Dingen und außengenerierten Vorstellungen und Bildern. Indem der Mensch sich bewusst den Außenreizen entzieht, schafft er innerlich Raum „und dann kann Gott eintreten mit seinem Licht, und er bringt alles das mit sich herein, das du verlassen hast und tausendmal mehr.“ (Predigt 103) Mit dem Seelenmodell innerer Mensch/äußerer Mensch wird Eckhart der Gegebenheit gerecht, „dass die Seele inmitten zwischen dem Einen und dem Zweien geschaffen ist. Das Eine ist die Ewigkeit, die sich allzeit allein hält und einförmig ist. Die Zwei hingegen, dies ist die Zeit, die sich wandelt und vermannigfaltigt.“ (Predigt 32)
Eine andere - auf Augustinus zurückgehende - Metapher für die Doppelstruktur der menschlichen Seele ist die von innerem und äußerem Auge der Seele. „Das innere Auge der Seele ist jenes, das in das Sein schaut und sein Sein ohne irgendwelche Vermittlung von Gott empfängt. … Das äußere Auge der Seele ist jenes, das da allen Kreaturen zugewendet ist und diese in bildhafter Weise und in der Weise der Kräfte wahrnimmt. Der Mensch, welcher nun in sich selbst gekehrt wird, so dass er Gott nach seinem eigenen Geschmack und in seinem eigenen Grund erkennt, ein solcher Mensch ist frei geworden von allen geschaffenen Dingen. … In einen solchen Menschen kommt Gott nicht, da ist er wesenhaft.“ (Predigt 10)

Nach Eckhart ist Gott schon immer im Menschen gegenwärtig. Bereits Cicero und Seneca lehrten: „Keine vernunftbegabte Seele ist ohne Gott; der Same Gottes liegt in uns.“ (Das Buch der göttlichen Tröstung, 99) Und bei Origenes (* 185; † um 254) findet Eckhart folgenden Gedankengang: „Das Bild Gottes, der Sohn Gottes, liegt im Grund der Seele wie ein lebendiger Brunnen. Wirft aber jemand Erde – damit meine ich: irdisches Verlangen – darauf, dann hindert und verdeckt es ihn, so dass man ihn nicht mehr erkennt und nichts bemerkt. Trotzdem bleibt er in sich lebendig.“ (a.a.O. 101) Hier ist bereits das entworfen, was Eckhart als seine zentrale Lehre der Gottesgeburt in der „obersten Vernunft des Seelengrundes“, in der „Spitze der Seele“ oder im „Seelenfunken“ ausbuchstabiert. 

So wie Eckharts Gott doppelgesichtig ist, so ist auch im Bereich der menschlichen Seele zu unterscheiden zwischen der geschaffenen Seele und ihren Seelenvermögen (Aristoteles) – dazu zählen vegetative Funktionen, Begehren, Wahrnehmung, Gedächtnis, Wille und Denken - und dem ungeschaffenen, aber geborenen Seelenfunken, verborgen im Innersten der Seele. Die geschaffene Seele ist verwoben mit der Welt, der Zeitlichkeit unterworfen und hat keinen Eigenstand, weil ihr Sein an der Gegenwart Gottes hängt. Im ort-, zeit- und namenlosen Seelenfunken dagegen steht der Mensch in Seinseinheit mit Gott. „Darum ist die ganze Heilige Schrift geschrieben, darum hat Gott die Welt erschaffen und alle Engelsnatur, dass Gott geboren werde in der Seele, und die Seele in Gott geboren werde." (Predigt 38)

Das aus der Doppelnatur des Menschen resultierende Verhältnis des Menschen zu Gott versinnbildlicht Eckhart anhand des Bibelspruchs Jesus Sirach 24,21:
„Wer von mir zehrt, hungert weiter, (und wer von mir trinkt, dürstet weiter).“
(Sturlese, 2018, 207)
Jedes Seiende – so auch der Mensch - zehrt von Gott als dem Sein; es dürstet aber jedes Seiende nach dem Sein selbst. (vgl. a.a.O., Nr. 47) Wäre der Mensch ein rein weltimmanentes Wesen, so wäre er auf das Endliche hingeordnet, und es wäre ihm in dieser Konstituiertheit möglich, seinen Hunger und Durst zu stillen. (vgl. a.a.O., Nr. 42) Nachdem das Seiende aber letztlich ein Vom-Anderen-Sein ist, also von Gott im Dasein gehalten wird, hat es seine Existenz und seine Vollendungsmöglichkeit nur analog, das heißt uneigentlich und von außen. (vgl. a.a.O., Nr. 52-53) Gottes Geschöpfe sind aus sich selbst nichts und zehren fortwährend von demjenigen, der sie geschaffen hat. Gleichzeitig hungern sie weiter, weil sie im Zehren sich gleichzeitig nach Gott verzehren. Die in der Endlichkeit nie zur Ruhe kommende Sehnsucht nach Vollendung in der verborgenen Einheit Gottes ist selbst die Zehrung/Nahrung, die aus dem Sich-Verzehren entspringt. Denn das Sich-Verzehren nach dem Sich-Verzehren stellt ein auf Erfüllung ausgerichtetes Streben dar, das „dem un-endlichen Gott am nächsten kommt.“ (Grotz 2000, 53)

Die Eckhart’sche Sichtweise der Gott-Mensch-Beziehung

Im Buch Genesis spricht Gott. „Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich.“ Luther übersetzt: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Doch wie hat man sich diese Gottebenbildlichkeit genau vorzustellen?

Die Bestimmung und gleichzeitig Nicht-Bestimmung der Gottheit ist deren Ununterschiedenheit. Daraus leitet sich ab: „Diejenigen, die nichts gleich sind, einzig diese sind Gott gleich. Göttliches Wesen ist nichts gleich, in ihm gibt es weder Bild noch Form.“ (Predigt 6) Es ist das Höchste in der Seele, die menschliche Vernunft, die den Menschen gottförmig macht. Denn der Intellekt ist weder Dieses-da noch Jenes-da. Er kann gewissermaßen alles sein und von daher war der Mensch schon für die Griechen ein Mikrokosmos. Mit dem Intellekt als Licht in uns haben wir Anteil am obersten göttlichen Licht.

Nach der Auffassung des Thomas von Aquin hat die menschliche Seelensubstanz nur abgeschwächt an der göttlichen Substanz teil. Dementsprechend „verhält sich die Schöpfung als unvollkommene Nachahmung (imitatio Dei deficiens) zu Gott.“ (Winkler, S. 40) Eckharts Konzept ist ein anderes. Gemäß seiner Unterscheidung von Gott und Gottheit ist Gott auf zweierlei Weise im gewordenen Menschen. Die geschaffene Vernunft - als dem äußeren Menschen zukommendes Seelenvermögen - steht zu Gott in einem analogen Verhältnis. Der innere Mensch hingegen, insofern er sich Gott anverwandelt hat, erfährt im ungeschaffenen, aber geborenen Seelengrund unmittelbar - in wechselseitiger Bezogenheit - Gottes Nähe. (Univozität)

Wie das zu verstehen ist, erschließt sich - nicht nur dem mittelalterlichen Menschen - in einem von Eckhart herangezogenen Gleichnis. Die Kreatur verhält sich zu Gott wie das Licht zur strahlenden Sonne. „Weicht das Licht, so ist Finsternis: das ‚Nichts‘ des Geschaffenen.“ (Ruh, 1985, S.85) Anders ist es mit der beispielsweise im Mauerstein gespeicherten Wärme. Sie ist auch nach Sonnenuntergang noch vorhanden. Das Licht ist quasi Leihgabe, die Wärme wird zum Eigentum. Die Wärme versinnbildlicht den Gottessohn – von Natur gleich dem Vater -, der per se über das göttliche Licht verfügt. „Sofern aber die menschliche Seele in ihrem ‘Innersten‘ ‚Sohn‘ ist, nämlich durch die Gottesgeburt in der Seele, ist auch das göttliche Licht ihr Licht.“ (a.a.O.)

Der Rede vom „‘Nichts‘ des Geschaffenen“ liegt Eckharts Sichtweise zugrunde, gemäß der es außerhalb von Gott kein eigenständiges Sein gibt. Wenn die Schöpfung keinen Selbststand hat, so „muss das Sein der Schöpfung offenbar als ein In-sein in Gott gedacht werden.“ (Grotz 2009, 82) Das ist allerdings nicht so zu verstehen, dass der Mensch damit wie Gott oder zu Gott wird, sondern es ist so, dass der Kreatur dadurch Sein - von Gott geliehenes Sein - zukommt, dass sie auf Gott relational hingeordnet ist. (vgl. Grotz 2009, 84f, Anm. 220) „Gott selbst ist als Ganzer in allen Dingen, und zwar so, dass er als Ganzer außerhalb ihrer ist.“ (Eckhart, zit. nach Grotz 2000, 50)

In der Predigt ‚Vom edlen Menschen‘ zeigt Eckhart einen sechsstufigen Pfad zum inneren und neuen Menschen auf. Am Zielpunkt dieses Entwicklungsweges ist der Mensch „entbildet von sich und überbildet von Gottes Ewigkeit. Er hat das vollkommene Vergessen des vergehenden zeitlichen Lebens erreicht. Er ist hinaufgezogen und hinüberverwandelt in ein göttliches Bild. Er ist Kind Gottes geworden. … Hier ist ewige Ruhe und Glück. Denn das letzte Ziel des inneren Menschen, des neuen Menschen ist das ewige Leben.“ (Das Buch der göttlichen Tröstung, 101)

„Gibt es denn etwas Edleres, als den, der geboren wird aus dem Höchsten und Besten der Schöpfung und auch noch aus dem innersten Grund der göttlichen Natur und ihrer Einöde? ‚Ich führe‘, sagt unser Herr im Propheten Osee, ‚ich führe die edle Seele in die Einöde. Und dort spreche ich in ihr Herz‘: Das Eine mit dem Einen, das Eine vom Einen, das Eine im Einen und im Einen eins auf ewig. Amen.“ (a.a.O., 115)

Was an Meister Eckhart überzeugt

Meister Eckhart verabschiedet sich von einem Gotteskonzept, bei dem der Mensch Gott gegenübersteht. Da es nichts gibt, das außerhalb Gottes wäre, kann die Schöpfung und mit ihr der Mensch nur als Gottes Hervorbringung aus sich selbst begriffen werden, die von Anfang an auf eine Rückkehr in den verborgenen Quellgrund der seit Ewigkeit existierenden Gottheit angelegt ist.



Literatur

- Achtner, Wolfgang: Eckharts Bildkritik – vom Bild zur Bildlosigkeit. In: Dietl/Mieth (Hg.). Meister-Eckhart-Jahrbuch. Bd. 9.  Kohlhammer 2015, S. 87 - 117
- Flasch, Kurt: Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. Beck 2010
- Flasch, Kurt: Predigt 9 'Quasi stella matutina'. In: Steer / Sturlese (Hg.). Lectura Eckhardi IV: Predigten Meister Eckharts von Fachgelehrten gelesen und gedeutet. 2017, S. 1 – 12
- Grotz, Stephan: Vom Umgang mit Tautologien. Martin Heidegger und Roman Jakobson. Meiner: Hamburg 2000
- Grotz, Stephan: Negation des Absoluten. Meister Eckhart, Cusanus, Hegel. Hamburg 2009
- Jung, Christian: Meister Eckharts philosophische Mystik. Tectum Wissenschaftsverlag 2010
- Meister Eckhart. Das Buch der göttlichen Tröstung. Beck 2007
- Meister Eckhart. Deutsche Predigten. Übersetzt von Louise Gnädiger. Manesse 1999
- Ruh, Kurt: Meister Eckhart. Theologe, Prediger, Mystiker. Beck 1985
- Sturlese, Loris (Hg.): Meister Eckhart. Studienausgabe der Lateinischen Werke. Band 2: Expositio libri Exodi, Sermones et lectiones super Ecclesiastici cap. 24. Zweite Vorlesung Nr. 42 – 61. Kohlhammer: 2018
- Winkler, Norbert: Meister Eckhart zur Einführung. Junius 1997


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